Erwartungen
In diesem Jahr schenkte mir unser jüngster Sohn die „Feuerzangenbowle“ – mit Heinz Rühmann aus dem Jahr 1944 - als DVD zu meinem Geburtstag. Damit ist sein Wunsch verbunden diesen Film noch einmal gemeinsam am späten Silvesternachmittag anzuschauen. So wie wir diesen Film zu gleicher Gelegenheit schon einmal vor mehr als zehn Jahren gesehen haben. Lümmelnd auf dem Sofa, vor uns eine heiße Schokolade bzw. eine Tasse Glühwein und Knabbergebäck in Reichweite.
Seit meinem Geburtstag sind nun schon ein paar Monate vergangen. Seitdem spukt mir Silvester und damit unwillkürlich die Frage: „Was ich mir von 2015, dem neuen Jahr, erwarte?“ hartnäckig im Kopf herum. Klar wünsche ich mir nur Positives! Denn in den letzten Jahren habe ich schon genug gesundheitliche Nackenschläge erhalten. Erwarte ich mit dem Jahreswechsel allen Ernstes einen Aufbruch in glücklichere und damit vor allem in gesündere Zeiten? Natürlich kann ich dies nicht. Aber dahinter steckt der fromme Wunsch, dass dies so sein könnte. Oder die Hoffnung auf ein Jahr ohne weitere körperliche Einschränkung und den damit verbundenen seelischen Achterbahnfahrten.
Doch Erwartungen sind mehr als Wünsche und Hoffnungen. Dahinter stecken meine Erfahrungen, die ich in dem Leben sammeln konnte. Sie sagen mir in der Summe, dass mein Handeln wesentlichen Einfluss auf den Verlauf meines Lebens hat. So gesehen kann das neue Jahr kommen, wie das alte geht. Ja, wenn ich also weiterhin, wie bisher, verantwortlich mit mir und meinem Körper umgehe. Das heißt für die kommenden 365 Tage, dass ich mich weiterhin bewusst ernähren, mich regelmäßig körperlich bewegen und für meinen geistigen und seelischen Ausgleich sorgen muss.
Gerade mit Blick auf meine gesundheitlichen Defizite ist die Beschäftigung mit Geist und Seele daher besonders wichtig. Beide Komponenten, Geist und Seele, sind in meinem Körper zuhause. Sie sorgen in meinem Körper für das Salz in der Suppe. Sie sind dafür verantwortlich, dass ich nicht nur körperlich funktioniere, sondern auch am täglichen Leben in unserer Familie und unserem Umfeld teilhabe.
Am besten lassen sich solche Aussagen im Rückblick auf das zur Neige gehende Jahr belegen. Also, was ist mir 2014 besonders gelungen? Womit habe ich meine Familie und unser Umfeld besonders überraschen können? Da wäre zum einen der Abschluss meiner Ausbildung zum Gedächtnistrainer zu nennen. In dessen Folge ich seit September nun die ersten Unterrichtsstunden in der Nachmittagsbetreuung einer Grundschule gebe. Darüber hinaus trudeln jetzt auch die ersten Anfragen von interessierten Erwachsene ein.
Oder meine in diesem Frühjahr und Sommer gemachten Fotos. Zum ersten Mal seit langem habe ich bei diesen Aufnahmen das Gefühl, dass sie das Ausdrücken, was ich im Moment der Aufnahme empfunden habe und dem Betrachter mitzuteilen wünsche. Oder meine ersten vor wenigen Wochen begonnenen lyrischen Gehversuche.
Kann ich solche Entwicklungen vorhersagen? Natürlich nicht. Noch viel weniger kann ich den Erfolg dieser Anstrengungen vorhersehen. Aber das ist auch nicht der Punkt. Viel wichtiger ist es mir meiner Familie sowie unserem Umfeld zu zeigen, dass was auch immer das Jahr 2015 bringen wird, ich mich nicht scheuen werde, die Herausforderungen anzunehmen. Denn deren Erwartungen gründen sich auf die Erfahrungen, die sie in der Vergangenheit mit mir gemacht haben.
In diesem Sinn freue ich mich auf die „Feuerzangenbowle“ am Silvesternachmittag auf der Couch und schaue schon heute dem neuen Jahr gelassen entgegen.
