Die Saat geht auf!

Jeden Tag dreschen Medien, wie Bild und Co., mit dicken, fetten Schlagzeilen auf die Griechen ein. Und es zeigt auf der Straße Wirkung. Dass das graue Heer der Mustermänner und ihrer Damen ein kurzes Gedächtnis hat, ist nichts Neues.

Da war doch etwas? 2008 im Zeichen des Beinahekollaps der Finanzmärkte. IKB und zahlreiche Landesbanken, immerhin die Spitzenorganisationen der Landessparkassen, gingen beinahe in die Knie. Grund der Zusammenbruch der Lehmann Bank in den USA, bei denen sie wie irre faule Papiere kauften. Und nicht nur die deutsche Politik reagierte. Weltweit von dem drohenden Crash aufgeschreckt, stützten fast alle Länder der westlichen Welt in trauter Verbundenheit das Bankenwesen.

In Deutschland nahmen namhafte Institute, wie die Commerzbank, das Angebot staatlicher Kredite an. Daß diese Art der staatlichen Hilfe Begehrlichkeiten bei anderen Branchen weckte, sei nur am Rande erwähnt. Opel profitierte immerhin von der Abwrackprämie, hingegen musste Karstadt-Quelle ins Gras beißen.

Wer nun dachte, dass die Finanzbranche aus dem drohenden Fiasko gelernt und daraus Konsequenzen gezogen hat, der muss spätestens jetzt zugeben, dass er ein Schaf ist. Denn gerade die deutschen und französischen Banken, die von den nationalen Programmen 2008 erheblich profitierten, liehen dem griechischen Staat ohne Ende Geld. Natürlich zu höheren Konditionen, als noch die Jahre zuvor.

Bleibt die Frage, wo die zuvor 2008 ins Spiel gebrachte staatliche Aufsicht bleibt. Auf der Strecke, denn weder die Bundesregierung noch die französische Regierung machten Ernst und schufen besondere Kontrollmechanismen, die solche Bankenzusammenbrüche wie Lehmann verhindern können. Und beide Regierungen ließen den griechischen Staat weiter auf den internationalen Finanzmärkten tun und lassen, so als ob es keine Haushaltsregeln innerhalb der Europäischen Union gäbe. Erst jetzt, wo es kracht und stinkt im griechischen Gebälk ist das Geschrei groß.

Und wenn laut geschrieen wird, dann lassen die Politiker zuerst ihre Kettenhunde von der Leine. So die Bild. Schlagzeilen, wie: „Sollen wir den Griechen ihre Luxusrenten zahlen?“, treffen den Nerv der Familie Mustermann. Mit dem Ergebnisse, dass alle schreien: „Die Griechen müssen raus aus der Europäischen Union. Die müssen ihren Saustall selbst ausmisten – ohne unsere Hilfe und unser gutes Geld.“ So die Stimmung auf der bundesdeutschen Straße.

Nur die Damen und Herren Mustermänner sind Opfer ihrer Begrenztheit und ihres Bauchgefühls. Denn Deutschland ist und bleibt eine Exportnation. Im Zeichen der Globalisierung sind wir daher auf Märkte angewiesen, die uns unsere Exportüberschüsse abkaufen. Wenn nun Griechenland und die ebenfalls in ihrer Kreditwürdigkeit herab gestuften EU Staaten, Portugal, Irland, Italien und Spanien – wenn auch nur zeitweise - aus der Europäischen Union ausgeschlossen werden sollen, dann können wir hier von den Alpen bis an die Nord- und Ostsee ohne diese Märkte unsere Läden bald dicht machen. Und nicht zu vergessen der finanzielle Schaden. Denn die genannten Staaten haben ihre Kredite in der Vergangenheit alle in Euro aufgenommen. So können sie diese Kredite natürlich nur noch in ihrer neuen bzw. alten Landeswährung zurückzahlen. Da die Wechselkurse dieser Währungen aber erheblich unter dem Euro liegen werden, ist schon heute vorzusehen, dass auf diese Art und Weise deren Schulden kaum getilgt werden können. Und so ganz nebenbei bemerkt, ist Deutschland Mitglied im Internationalen Währungsfond, dem IWF. D.h., daß die Bundesrepublik auch hier ihrer Pflicht nachkommen muß. Also zahlen muß!

Was bleibt? Deutschland, Frankreich und Co. müssen Griechenland, Portugal, Irland, Italien und Spanien mit Krediten unterstützen. Und sie müssen endlich Ernst machen mit der Kontrolle des Finanzwesens. Die Europäische Union selbst muß die Einhaltung der Stabilitätskriterien der Mitgliederstaaten strenger überwachen.

Und die deutsche Familie Mustermann sollte, statt auf die faulen Südeuropäer zu schimpfen, lieber die Augen auf das eigene Land richten. Denn auch hier leben wir über unsere Verhältnisse. Siehe Konjunkturpakete I und II. Dies sind alles staatliche Ausgaben, die alle samt auf Kosten von Schulden, die künftig zurückgezahlt werden müssen, finanziert wurden.

Quasi als Vorgriff auf bessere Zeiten – nur die Zeit rennt uns in den Kommunen davon. Schon heute können diese – um nur ein Paar Beispiele zu nennen - weder ihre Straßen ausbessern lassen noch Gelder in das seit langem dahinsiechende Kanal- und Abwassernetz stecken.

Suche

 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Der Selbstmord der Presse
„Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden wir vor Ort...
herrplattezumstein - 3. Jul, 19:42
Erwartungen
In diesem Jahr schenkte mir unser jüngster Sohn die...
herrplattezumstein - 2. Dez, 20:49
Hätte, wenn und aber...
Hallo Schlafmütze, jetzt bin ich sehr gerührt. Vielen...
herrplattezumstein - 21. Okt, 12:28
Eine unscheibare Dose...
Hallo Schlafmütze, auch wenn die Welt manchmal zum...
herrplattezumstein - 21. Okt, 12:18
Hallo HerrPlattezumStein
Wo hast du denn das Video ausgegraben? *lach* Was...
schlafmuetze - 14. Okt, 21:43

Links

Status

Online seit 5702 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 3. Jul, 19:44

Credits


Abseits
Auswärts
Ballaballa
Einwurf
Männerwelten
Tagwerk
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren