Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben
Schon wieder! Wie so oft drückt die Blase in dem Moment, in dem er es am wenigsten gebrauchen kann. Noch fünf Minuten, dann muss er seinen Sohn in der Musikschule abholen. Egal, rechts ran. Dort ist ein Parkplatz. Ein kleiner Weg führt von dort in Richtung einer größeren Wiese, die von zahlreichen Obstbäumen und Sträuchern umrandet wird. „ Schön lauschig“, denkt er sich und eilt heftig zerrend am Reißverschluss seiner Hose in Richtung rettender Bäume.
Doch was hüpft dort für ein großer, schwarzer Vogel? „Das ist doch ein Rabe!“, spricht er und will weiter zum nächsten Baum. Doch der Rabe macht keine Anstalten seinen schweren Körper in die Luft zu wuchten. Er bleibt weiter hüpfend am Boden. „ Komischer Vogel!“, denkt er. Doch die mittlerweile zum Zerreißen angespannte Blase gibt keine Ruhe. Sie will am nahen Ziel so schnell wie irgend möglich entleert werden. Den Baum vor Augen fasst er sich mit seinen Händen an den Hosenbund und öffnet mit geweiteten Pupillen den obersten Knopf seiner Jeans. Von einem Bein auf das andere hüpfend, holt er in aller Eile sein Teil heraus. „Gerade noch geschafft!“. Kein Tropfen in der Hose gelandet.
„Wo ist der Rabe?“. Eben tanzte der große, schwarze Vogel ein paar Meter entfernt im Kreis herum. Keine 10 Meter von ihm entfernt bemerkt der Pinkler den Raben jetzt in Augenhöhe auf einem schwankenden Ast des Nachbarbaums hockend. „Etwas stimmt da nicht! Aber was?“ Als ob der Rabe dem Pinkler auf dessen Frage antworten will, öffnet er seinen Schnabel und stößt krächzende, lang gezogene Laute aus.
Sie klingen nach Wehklagen, nach Schmerz und Verzweiflung. Mit einem Mal legt sich über das Krächzen langsam aber immer heftiger eine unaussprechliche Schwere, die auch den Pinkler erfasst. Die Zeit scheint stehen zu bleiben. Auf einmal drängt sich in dieses Zwiegespräch das Krächzen zweier weiterer Raben, die sich urplötzlich über dem wehklagenden Artgenossen niedergelassen haben. Jetzt wird es dem Pinkler langsam unheimlich.
Zügig schließt er seine Hose und eilt schnellen Schrittes über die Wiese in Richtung seines Autos. Doch wenige Meter vor dem Parkplatz, ungefähr an der Stelle des Feldweges, an der er zuerst den tanzenden Raben erblickte, liegt ein lebloser Vogelkörper im kniehohen Gras am Wegesrand. Schwarz gefiedert, schwarze Augen und ein großer, kräftiger Schnabel – ein Rabe. Schnell klatscht der Pinkler dreimal in die Hände. Nein, der Rabe rührt sich keinen Zentimeter vom Fleck. Er verharrt in seiner leblosen Position.
Von oben betrachtet kann der Pinkler keine Verletzungen am Körper erkennen. Auch liegt der tote Rabe in keiner Blutlache. „Merkwürdig!“ Wie er sich nach einem stärkeren Ast umblickt, um damit den leblosen Körper zu drehen, hört er plötzlich ein nahes Krächzen. Es klingt, wie die zuvor gehörten Rabenstimmen, unheimlich traurig, aber nicht so voll. Ob es auch von einem Raben kommt? Und tatsächlich, direkt neben dem Auto, in einem alten, blühenden Holunderbusch, hockt inmitten der Äste ein krächzender schwarzer Rabe. Kaum kleiner, aber schmächtiger als die drei anderen, die der Pinkler zuvor auf der Wiese gesehen hatte.
Auf der Fahrt zur Musikschule lässt ihn die unheimliche Begegnung mit den Raben keine Ruhe. Sind Raben wirklich unheimlich? Wer waren die Raben? Leben Raben in einem Familienverband? Was weiß ich über Raben? Nicht viel! Außer dem Begriff „Rabeneltern“ und dem Refrain des besagten Kinderliedes sehr wenig.
Vor der Musikschule wartet niemand. Kein Wunder, denn mittlerweile ist der Pinkler längst überfällig. So schaut er sich in der Städtischen Bücherei um, die im Gebäude der Musikschule untergebracht ist. Und dort sitzt glücklich und zufrieden ein Junge unter einem Kopfhörer. Sein wartender Sohn. „Na endlich!“ Glücklich drückt der Vater seinen Sproß an sich und beginnt sein unheimliches Erlebnis zu erzählen.
Schon nach kurzer Zeit zieht der Junge seinen Vater zu einem Bücherregal, über dem ein Schild mit dem Titel „Natur“ hängt. Dort zieht er, mit dem Geigenkasten unter dem Arm, ein Buch mit dem Titel „Gefiederte Nachbarn – Vögel in Stadt und Garten“ - siehe Leseprobe: Elster & Co. - hervor und marschiert mit seinem Vater im Schlepptau in Richtung des Tresens zum Ausgang der Bücherei.
Doch was hüpft dort für ein großer, schwarzer Vogel? „Das ist doch ein Rabe!“, spricht er und will weiter zum nächsten Baum. Doch der Rabe macht keine Anstalten seinen schweren Körper in die Luft zu wuchten. Er bleibt weiter hüpfend am Boden. „ Komischer Vogel!“, denkt er. Doch die mittlerweile zum Zerreißen angespannte Blase gibt keine Ruhe. Sie will am nahen Ziel so schnell wie irgend möglich entleert werden. Den Baum vor Augen fasst er sich mit seinen Händen an den Hosenbund und öffnet mit geweiteten Pupillen den obersten Knopf seiner Jeans. Von einem Bein auf das andere hüpfend, holt er in aller Eile sein Teil heraus. „Gerade noch geschafft!“. Kein Tropfen in der Hose gelandet.
„Wo ist der Rabe?“. Eben tanzte der große, schwarze Vogel ein paar Meter entfernt im Kreis herum. Keine 10 Meter von ihm entfernt bemerkt der Pinkler den Raben jetzt in Augenhöhe auf einem schwankenden Ast des Nachbarbaums hockend. „Etwas stimmt da nicht! Aber was?“ Als ob der Rabe dem Pinkler auf dessen Frage antworten will, öffnet er seinen Schnabel und stößt krächzende, lang gezogene Laute aus.
Sie klingen nach Wehklagen, nach Schmerz und Verzweiflung. Mit einem Mal legt sich über das Krächzen langsam aber immer heftiger eine unaussprechliche Schwere, die auch den Pinkler erfasst. Die Zeit scheint stehen zu bleiben. Auf einmal drängt sich in dieses Zwiegespräch das Krächzen zweier weiterer Raben, die sich urplötzlich über dem wehklagenden Artgenossen niedergelassen haben. Jetzt wird es dem Pinkler langsam unheimlich.
Zügig schließt er seine Hose und eilt schnellen Schrittes über die Wiese in Richtung seines Autos. Doch wenige Meter vor dem Parkplatz, ungefähr an der Stelle des Feldweges, an der er zuerst den tanzenden Raben erblickte, liegt ein lebloser Vogelkörper im kniehohen Gras am Wegesrand. Schwarz gefiedert, schwarze Augen und ein großer, kräftiger Schnabel – ein Rabe. Schnell klatscht der Pinkler dreimal in die Hände. Nein, der Rabe rührt sich keinen Zentimeter vom Fleck. Er verharrt in seiner leblosen Position.
Von oben betrachtet kann der Pinkler keine Verletzungen am Körper erkennen. Auch liegt der tote Rabe in keiner Blutlache. „Merkwürdig!“ Wie er sich nach einem stärkeren Ast umblickt, um damit den leblosen Körper zu drehen, hört er plötzlich ein nahes Krächzen. Es klingt, wie die zuvor gehörten Rabenstimmen, unheimlich traurig, aber nicht so voll. Ob es auch von einem Raben kommt? Und tatsächlich, direkt neben dem Auto, in einem alten, blühenden Holunderbusch, hockt inmitten der Äste ein krächzender schwarzer Rabe. Kaum kleiner, aber schmächtiger als die drei anderen, die der Pinkler zuvor auf der Wiese gesehen hatte.
Auf der Fahrt zur Musikschule lässt ihn die unheimliche Begegnung mit den Raben keine Ruhe. Sind Raben wirklich unheimlich? Wer waren die Raben? Leben Raben in einem Familienverband? Was weiß ich über Raben? Nicht viel! Außer dem Begriff „Rabeneltern“ und dem Refrain des besagten Kinderliedes sehr wenig.
Vor der Musikschule wartet niemand. Kein Wunder, denn mittlerweile ist der Pinkler längst überfällig. So schaut er sich in der Städtischen Bücherei um, die im Gebäude der Musikschule untergebracht ist. Und dort sitzt glücklich und zufrieden ein Junge unter einem Kopfhörer. Sein wartender Sohn. „Na endlich!“ Glücklich drückt der Vater seinen Sproß an sich und beginnt sein unheimliches Erlebnis zu erzählen.
Schon nach kurzer Zeit zieht der Junge seinen Vater zu einem Bücherregal, über dem ein Schild mit dem Titel „Natur“ hängt. Dort zieht er, mit dem Geigenkasten unter dem Arm, ein Buch mit dem Titel „Gefiederte Nachbarn – Vögel in Stadt und Garten“ - siehe Leseprobe: Elster & Co. - hervor und marschiert mit seinem Vater im Schlepptau in Richtung des Tresens zum Ausgang der Bücherei.
herrplattezumstein - 1. Jul, 18:30