Wal- und Delfinschlachten vor den Färoer Inseln

Blutrot soll sich seit kurzem das Meerwasser an einigen Buchten vor den Färoer Inseln - zwischen den Britischen Inseln, Norwegen und Island – verfärben. Das jährliche traditionelle Walschlachten vor den Färoern hat damit begonnen. So die Botschaften einiger Rundmails, die dieser Tage verschickt werden. Und damit werden, wie in den Vorjahren, rund 650 Grindwal und etliche Delphine grausam abgeschlachtet.

Wie in jedem Jahr ist die Reaktion auf diese Nachricht gespalten. Während hier die meisten Menschen empört auf das grausame Abschlachten der Wale und Delphine reagieren, zucken dennoch nicht wenige mit den Schultern. Sie berufen sich dabei auf die uralte Tradition der Färinger, die diese Art des Fangens und Tötens schon seit dem Mittelalter praktizieren. Wie diese grausame Jagd auf Grindwale und Tümmler funktioniert und mit welchen Gerätschaften dabei zu Werke gegangen wird, darüber geben die Färoer Inseln Auskunft.

Was mich jedes Jahr wieder auf die Palme bringt, ist das ständige Pochen auf die Tradition. Wo bitte wird auf den Schafsinseln, so die deutsche Übersetzung für die Inseln, mit Lampenöl die Bude erhellt? Wer trägt hier noch Schuhe, die früher aus der Speiseröhre der Wale gefertigt und mit aus hauchdünnen Streifen, die aus getrocknetem Walpenis geschnitten, zusammengenäht wurden? Wer fertigt - allen Ernstes - noch Seile und Taue aus der Haut von Grindwalen? Ganz zu schweigen von der Frage, welcher der rund 46.000 Färinger sich heute noch von Walfleisch ernährt?

Zum einen liefern die rund 70.000 Schafe plus Hühner, Enten und Gänse auf den 16 Inseln den Färingern genug tierisches Eiweiß. Ebenso gibt es auf den Inseln ausreichend Metzgereien und Supermärkte, in den Fleisch angeboten wird. Zum anderen warnen seit 2 Jahren die Gesundheitsbehörden vor dem Verzehr von Walfleisch. Denn – so die Behörden – das Walfleisch ist aufgrund der hohen Konzentration an Giftstoffen nicht für den menschlichen Verzehr geeignet.

So reduziert sich der Begriff „Tradition“ auf das Bewahren einer Volksbelustigung. Nämlich das Grindadráp, den Grindwalfang. Ein in den Augen der Faringer sportlicher Wettkampf zwischen Mensch und Wal. Nur die Zeiten sind ohnehin bald vorbei, denn wir Menschen haben es bald geschafft das Meer so zu verschmutzen, dass den Walen die Lebensgrundlage in nicht zu ferner Zeit völlig entzogen wird. Somit drängt sich der Verdacht auf, dass die Färinger solange weiter Wale abschlachten wollen, bis auch das letzte Tier vor ihren Küsten verschwunden ist. Wobei die Färinger gerne darauf hinweisen, dass nicht sie zu den Walen aufs Meer kommen, sondern diese zu ihnen an die Küsten.

Mit anderen Worten, die Grindwale und Tümmler kommen freiwillig zur Schlachtbank. Wobei in diesem Zusammenhang die Bewohner der Färoer-Inseln gerne behaupten, dass wir Europäer ohnehin den Bezug zum Nutztier in unserer industrialisierten Massentierhaltung verloren haben. Blickt man in unsere Schlachthöfe, wo Rinder, Schweine und Schafe im Akkord gemetzelt werden und betrachtet dabei die langen Transportwege der Tiere quer durch Europa, dann haben sie Recht. Aber ein Unrecht rechtfertigt nicht das andere.

Schon gar nicht, wenn sich dabei auf Tradition berufen wird. Oder ist die Beschneidung von jungen Mädchen in weiten Teilen Afrikas mit dem Festhalten an alten Überzeugungen und Handlungsmustern zu rechtfertigen? Oder die Kinderarbeit in weiten Teilen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas? Nein! Eine Gesellschaft kann mit ihren Traditionen brechen. Nämlich dann, wenn sie erkennt, das diese von Generation zu Generation übergebene Werte, Rituale oder Handlungsmuster nicht mehr zeitgemäß sind.

Zeigen wir dies doch den Verantwortlichen auf den Färoer Inseln. Versenden wir nicht nur die üblichen Mails, sondern zeichnen jetzt auch die Petitionen, die sich direkt an den Premierminister der Schafsinseln wenden. Eine Möglichkeit ist eine Petition der Gesellschaft zur Rettung der Delfine – GRD – des Rollo Gebhard. Eine andere ist die des Wal- und Delphinschutzforum - WDSF -, das auch von Greenpeace unterstützt wird.

Eine Petition an die Europäische Union ist – soweit ich es überblicke – derzeit nicht möglich. Obwohl die Färoer-Inseln, wie Grönland, eine gleichberechtigte Nation innerhalb des Königreiches Dänemark sind, sind sie dennoch kein Mitglied der EU und gehören damit auch nicht zu deren Zollgebiet.

Dennoch, es ist höchste Zeit zu Handeln!

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